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Ötztaler Radmarathon

Vorbei sind die Zeiten als man genau wusste, der nächste Ötztaler RM ist immer am letzten Augustwochenende und die Strecke ist immer die Gleiche mit (tatsächlichen) 225km und ca. 5500Hm. Dies zeichnete auch ein Teil des Mythos „Ötzi“ aus. In dieser Form hat die Veranstaltung zuletzt 2019 stattgefunden. Danach ist sie entweder ausgefallen (2020), musste die Strecke verändert werden (2021 aufgrund eines Felssturzes am Kühtai, 2022 Baustellenumfahrung im Sellrain, Umleitung Brenner und Ortsdurchfahrt Sterzing) oder, wie in diesem Jahr geschehen, fand an einem anderen Termin statt. Erstmalig wurde der Ötztaler RM im Jahr 2023 im Hochsommer durchgeführt. Genauer gesagt am 9. Juli. Damit wollte man den Südtirolern bei der Planung entgegenkommen um mit der neuen, bleibenden, Umfahrung von Sterzing den Touristenverkehr zu entlasten.

Dem regen Interesse an der Veranstaltung tat dies keinen Abbruch. So wurden wieder einmal etwas über 4000 Glückliche von etwa 16000 Bewerbern kurz vor Weihnachten mit einem Startplatz beschenkt. Leider war nur Mark zu diesem Zeitpunkt unter den Startern. Stefan leider nicht. So tat er sich mit den Freunden des RSC Bad Liebenwerda zusammen, welche als Team von 14 FahrerInnen auch keinen Platz bekommen hatten. Im Januar konnten er und die 5 RSC’ler Marcel, Christian, Peter, Jano und Mirko über ein Unterkunftsarrangement in zwei netten, preisgünstigen Frühstückspensionen doch einen Platz ergattern und konnten als Racing Team Energiekonzepte Deutschland an den Start gehen. Außerdem war der RRC noch mit Matthias vertreten, der für sein Team VeloLease-MaskMedicare startete.

Am Freitag, den 7.Juli, ging es dann voller Vorfreude bei heißem hochsommerlichem Wetter Richtung Sölden. Die Vorhersage verdichtete sich, dass sich die Hitze auch über das Wochenende halten sollte. Mark und Katja hatten eine kurze Anreise aus dem Tannheimer Tal und so startete Mark am Nachmittag schon beim Bike4Help Prolog, einem kleinen Bergzeitfahren über 1km und etwas mehr als 100 Höhenmetern direkt am Veranstaltungsgelände und Zielbereich im Herzen von Sölden. Das Besondere daran ist, dass die Startgebühr für einen guten Zweck gespendet wird und die Möglichkeit besteht, sich a) für den ersten Startblock des Marathons zu qualifizieren oder b) wenn man nicht zu den Schnellsten zählt, für Startblock 1 gezogen zu werden. Im stark besetzten Feld hat es für Matthias und Mark nicht zur Qualifikation gereicht. Auch das Losglück war dieses Jahr leider (wieder) nicht auf der Seite des RRC. Im Anschluss wurde noch eine lockere Einrollrunde (für Mark eine Ausrollrunde) in Richtung Vent gefahren.

 

Der Samstag vor dem Rennen wurde zur Vorbereitung des Materials und zum letzten Test desselbigen genutzt. Locker ging es talauswärts bis Längenfeld zur Erkundung der Startphase für die Ötzi-Premierenstarter. Anschließend ging es nochmal die spektakulären Kehren nach Gries hoch für das ein oder andere schöne Foto. Zum Glück konnten durch diese Runde noch technische Mängel aufgedeckt und anschließend auch behoben werden, welche sonst am Sonntag ein DNF (Did Not Finish) zur Folge gehabt hätten. Mark ging es locker an und machte einen Familienausflug nach Kühtai. Nach einer Almwanderung fuhr er nach dem Regenschauer am Nachmittag noch auf dem Rückweg nach Sölden über Oetz bis Umhausen, um sich locker zu machen. 

 

Das obligatorische Fahrerbriefing am Abend vor dem Rennen gibt es zum Glück seit einigen Jahren auch im Livestream. Dadurch konnten alle auch recht entspannt noch das ein oder andere Gramm Kohlenhydrat zum Abendessen genießen, ohne Terminstress. Nach den letzten Vorbereitungen ging es so auch ausnahmsweise zeitig ins Bett.

Der Rennsonntag zeigte sich schon mit Sonnenaufgang von seiner besten Seite. Windstill und bereits mit lauschigen 15°C um 06.00 Uhr war dies der erste Marathon seit langem bei dem Mark und Stefan ohne Weste, nur mit Ärmlingen, am Start standen, ohne zu frieren. 

Marks Ambitionen für diese Austragung waren nach einer langwierigen Krankheit im Frühling/ Frühsommer gering und eher eine Standortbestimmung. Stefan hatte sich vorgenommen im Bereich seiner Bestzeit von 2019 (8:36h) zu fahren und eine Platzierung um Platz 400 zu erreichen. Gemeinsam ging es aus dem hinteren Drittel der Startaufstellung in die gut rollende Abfahrt nach Oetz. Trotz deutlicher Positionsgewinne kämpften wir uns durch die ersten dicht gedrängten Kilometer hinauf Richtung Kühtai. Dort konnte Mark das Tempo von Stefan nicht mehr mitgehen und so machte sich Stefan allein auf den Weg, ohne zu wissen das er Mark noch einmal wieder sehen würde. Stefan fühlte sich gut und zog sein Pacing durch. Bis plötzlich, kurz unterhalb des Stausees, sich ein schwammiges Gefühl am Hinterrad bemerkbar machte. Genervt, aber recht gelassen und ohne große Sauerei konnte Stefan einen Ersatzschlauch in den Tubelessreifen einziehen. Freundlich grüßte er den vorbeifahrenden Mark vom Straßenrand und konnte glücklicherweise genau in dem Moment als er mit dem Aufpumpen begann auf die Hilfe des heraneilenden Servicewagens und dessen Standpumpe zählen. Just in Time! Dennoch kostete es ihn 9 Minuten und im Eifer bemerkte er auch nicht, dass Marcel an ihm vorbeigefahren war. So verpassten sich die beiden beim Flaschenfüllen an der Labe Kühtai erneut und Stefan machte sich allein auf die Verfolgung von Mark. Er hatte dabei eine annähernde Idee vom Abstand durch die „GroupTrack“-Funktion des Garmin. Dabei war er nach der Abfahrt ab Kematen bis zur berühmten Bergisel-Schanze in Innsbruck auf sich allein gestellt. Ab dort konnte er zu zweit einige Gruppen überholen, bis er wieder auf eine große Gruppe um Mark auffuhr. Ein Lichtblick! Dieser Kraftakt hatte doch einiges an Körnern gekostet, vor allem bei weiter steigenden Temperaturen hinauf zum Brenner. Zusammen ging es in der Gruppe bis zur Labe und danach weiter hinab bis nach Sterzing. Ab dort wurde es wieder schweißtreibend und die Brüder verabschiedeten sich, da Stefan trotz der Umstände hinauf zum Jaufenpass noch ein sehr gutes Tempo anlegen konnte.

Auf der Abfahrt vom Jaufenpass merkte man nun wirklich die Hitze. Im Passeiertal ist es traditionell am wärmsten auf der Runde. So auch dieses Mal. Knapp unter 40°C wirken vor allem bei dem niedrigen Tempo im letzten Anstieg zum Timmelsjoch noch einmal mehr. Jeder Schattenstrich wird zur Sehnsucht. Beide RRC-Fahrer sind aber hitzeerprobt und konnten auch dank der zahlreichen Helfer, die mit Gartensprengern und Wasserflaschen für Abkühlung sorgten, ohne weitere Probleme hinauf zum höchsten Punkt der Runde auf 2500m treten. Selbst hier oben waren noch deutlich über 20°C zu verzeichnen. Sogar für einige Fahrer aus dem vorderen Feld war dies zu viel und so sah man im Schlussanstieg viele Fahrer im Schatten sitzen, bei denen es nicht mehr weiter ging. Im Ziel konnte man die Hitze an den Trikots und Hosen der Teilnehmer ablesen. Diese waren fast durchgehend mit einem Salzmuster gekennzeichnet. Am Ende des Tages blieben aber alle Teilnehmer von Regen verschont, welcher sonst traditionell am späten Nachmittag einsetzt. Von den 4336 StarterInnen sahen 3869 das Ziel. Der italienische Ex-Profi Manuel Senni gewann bei den Herren vor Alban Lakata und Johnny Hoogerland. Bei den Damen pulverisierte die Kölnerin Janine Meyer den Streckenrekord und gewann in 7:27h vor Samantha Arnaudo und der Vorjahressiegerin Catherine Rossmann (ebenfalls VeloLease-MaskMedicare). Alle RRC- und RSC- Starter konnten den Bedingungen ebenfalls trotzen und erfolgreich finishen. Stefan lag knapp über seinem gesetzten Ziel (8:48h, Pl. 496 gesamt), Mark erreichte Sölden in 9:25h (Pl. 859). Marcel verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich und blieb unter 10h (9:37, Pl. 986). Es folgten die fünf erstmaligen Finisher Matthias (10:29), Christian (10:34h), Peter (11:32h), Jano (11:52h) und Mirko (12:10h). Glückwunsch an alle. In der Mannschaftswertung reichte es für das Team Energiekonzepte Deutschland zu Platz 52 von 74. Matthias konnte mit dem Team VeloLease-MaskMedicare sogar den zweiten Platz bejubeln.

Im nächsten Jahr ist dann auch wieder alles anders…oder eher wieder alles beim Alten? Der Termin rückt wieder auf das ursprüngliche Wochenende (02.September 2024).


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