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Der RRC unter der herbstlichen Sonne Mallorcas bei M312

Die Planung

Im Jahr 2021 war vieles wieder einmal anders. Anders als 2019, aber auch anders als 2020. Die zweite Radsportsaison unter Pandemiebedingungen. Im Gegensatz zu 2020, bei der, bis auf wenige Ausnahmen, kein einziges Rennen oder Radmarathon stattfand, wurde dieses Jahr vorsichtig wieder gefahren. Bei den meisten aber an ungewöhnlichen Terminen. So fiel auch Mark und mir die Saisonstart recht schwer. Ohne gewohntes RRC Trainingslager in Playa de Muro und ohne das erste Saisonhighlight zu Pfingsten in Bimbach beim Rhönradmarathon. Da wir uns für 2020 auch nicht zum Ötztaler gemeldet hatten fiel dieser für 2021 ebenfalls weg. Dafür hatten wir eben unsere eigenen Highlights im Frühsommer geplant. Ein kleines gemeinsames „Bike-Camp“ im Mai/ Juni in der Eifel. Leider war das Wetter nicht ganz auf unserer Seite und so waren wir mehr am Klamotten waschen und trocknen sowie Rad putzen als am Radfahren. Ebenso mussten wir unser geplantes Everesting verschieben. Wir probierten uns auch am StoneMan Arduenna und beendeten es mit einem DNF.

Fazit für uns im September: Die Saison war nicht zufriedenstellend. Das kann es noch nicht gewesen sein, da muss noch was gehen! Aber nicht schon wieder in Regen und Kälte!

 

Nach einigen Spinnereien kamen wir auf die Herbstferien zu sprechen und dass eine stets beliebte Baleareninsel nach längerer Zeit einen Abstecher wert wäre. Wie bereits erwähnt, wurden ja einige Veranstaltungen in den Herbst verlegt. Nicht nur Profi-Rennen sondern auch das stets früh ausgebuchte Mallorca 312, ein Radmarathon mit drei wählbaren Streckenlängen von 167, 225 und 312km, welcher üblicherweise im April und zuletzt 2019 stattfand. Die erst recht zeitnah geöffnete Anmeldung gab uns die Chance kurzfristig doch noch ein Jahreshighlight zu setzen. Nach dem Entschluss folgte die logistische Planung. Bei der Unterkunft vertrauten wir auf das bei vielen Vereinsmitgliedern geschätzte und vor allem direkt an der Start-/ Ziellinie gelegene Iberostar Playa de Muro. Das Rennen fand am Sonntag den 24.10. statt. So entschieden wir uns für fünf Übernachtungen von Donnerstag bis Dienstag um genug Zeit für Akklimatisierung und Nachbereitung zu haben. Die recht kurze Vorfreude-Zeit von etwa 4 Wochen konnte nochmal mit viel Motivation optimal für eine Verschärfung der Formkurve genutzt werden. Dabei standen vor allem Höhenmeter und einige Schwellenintervalle auf dem Plan.

Der Reisetag

Unsere Reise begann dann am Donnerstag, den 21.10. nach kurzem Schlaf bereits sehr früh. Wobei Mark und Katja bereits am Mittwoch in Richtung östliches Sachsen-Anhalt aufbrachen, denn wir entschieden uns für eine gemeinsame Reise um 06.00 Uhr ab Berlin BER (am günstigsten gelegen von unserem Heimatort Bad Schmiedeberg bezüglich Flugzeiten und Preise). Mit etwas Anspannung und nicht ganz taufrisch reisten wir bepackt mit zwei Koffern und zwei Radkoffern mit dem Auto 1:45h nach Berlin. In der Vorwoche war es am BER zu chaotischen Szenen am Check-In aufgrund des Ansturms zur Ferienzeit gekommen, wobei nicht wenige ihre Flüge verpassten. Bereits im Vorfeld mussten wir feststellen, dass es auch deshalb keine flughafennahen Parkplätze mehr zu buchen gab. Dazu kam das angesagte Sturmtief über Deutschland. An eine Anreise mit dem Zug war um diese Uhrzeit nicht zu denken, also suchten wir uns einen verkehrsgünstigen P+R Parkplatz nahe an S-Bahn und Flughafen und legten den letzten Kilometer per S-Bahn zurück. Unsere Logistikplanung schien von dort an aber vollends aufzugehen. Gekonnt wurde die Warteschlange am Aufgabeschalter durch geballtes Gepäck in der Priority Lane umgangen, an der Großgepäckaufgabe waren wir die einzigen und selbst das Nadelöhr Security-Check war früh um 5 noch übersichtlich. Nach einem kurzen Frühstücks-Snack von der einen zur anderen Seite des Terminals und ohne Verzögerung direkt auf den Sitzplatz und los ging es. In der aufgehenden Sonne über der Insel wartete unser Gepäck bereits aufgrund der Kontrollen zur Einreise nach der 3G Regel auf uns und wir konnten ohne Wartezeit unseren Transfer ins Hotel antreten. Nach kurzem Check-in überbrückten wir die Zeit bis zur Freigabe des Zimmers mit dem Empfang unseres M312 Starterbeutels (inklusive hochwertigem GOBIK Starter-Trikot) in der Hürzeler Boutique und mit dem Montieren der Räder. Kaum war dies abgeschlossen konnten wir das Zimmer entern und uns Punkt 12 für eine kurze Einrollrunde fertig machen. Strahlender Sonnenschein, etwas Wind, Ziel: Tango-Bar Playa de Palma!

Auf dem Hinweg testeten wir die müden Beinchen noch zum Randa hoch. Oben angekommen genossen wir die Fernsicht und kamen mit einem Ulf ins Gespräch welcher sich nach seinem Aufstieg sofort als Fotograf anbot und nicht fassen konnte, was man am Bergauffahren genießen kann. Er versprach aber, am Renntag an der Strecke zum Zuschauen zu kommen. Wir beschrieben ihm unsere Vereinsklamotten (unübersehbar im Peloton) für seine Jubelrufe. 

Nach einer schönen Käse-Schinken-Platte und zwei alkoholfreien Hefe für 11,85€ (…ungefähr) traten wir den Rückweg an. Über Petra und das Wellblech konnten wir bereits ein Teil der Strecke sichten und drückten ein wenig mehr gegen den von Norden wehenden Wind und die beginnende Dämmerung. Nach guten 160km, etwas über 5h im Sattel und dem Abendessen schliefen wir dann erwartungsgemäß früh und vor allem lange!

Zwei entspannte Brückentage

Am Freitag ließen wir es ruhig angehen. Spätes Frühstück, etwas Ho(tel)me-Office am Mittag, Besuch des Startbereichs und des Expogeländes. Hier erwarben wir die passenden Accessoires (Hose, Mütze, Socken) für das komplette M312-Set. Am Nachmittag, nach einer kleinen Regenerationsrunde nach Cala St. Vincenc, trafen wir uns noch mit den gerade ebenfalls angereisten Freunden Marcel und Daniel vom RSC Bad Liebenwerda. Bei ein oder zwei San Miguel 0,0% besprachen wir im Boy die kommenden Tage.

Am Samstag sollte bei Sonnenschein und um die 21°C eine kleine Einrollrunde und Erkundung der ersten Startkilometer erfolgen. Carsten H. war ebenfalls am Freitag angereist und so machten wir uns zu fünft am Samstag gegen 11 Uhr entspannt über Alcudia auf, in Richtung Pollenca und zum Fuß des Coll de Femenia. Nach dem schönen Ausblick in der ersten Kehre und einigen warmen spanischen Worten (sollte wohl so viel heißen wie: „Man parkt nicht mitten auf der Fahrbahn“!) rollten wir direkt ins Café an der magischen Treppe im Herzen der Altstadt Pollencas. Die freundliche Bedienung ging auf jeden Wunsch ein: Kaffee, Kuchen und Getränke wurden gereicht. Nur die warme Küche war gerade nicht verfügbar, machte sie uns deutlich. Der hungrige Marcel tröstete sich mit einem Karottenkuchen (aber: Grande). Wir machten noch ein schönes Gruppenfoto auf der Treppe, als es zunehmend hektischer vor Ort wurde und die Guardia Civil ebenfalls gestikulierend vor Ort war. Hatten wir was falsch gemacht? Wir rollten langsam stadtauswärts durch die kleinen Gassen als plötzlich vor uns ein Zielbereich mit einer laufenden Uhr auftauchte. Verwirrt blieben wir stehen und sahen uns um. Die Trillerpfeife der Beamten wurden jetzt frequentiert genutzt, um den Verkehr zu regeln und zu stoppen. Kurz danach lief ein am Knie mit einigen blutenden Wunden versehener Läufer bei etwas über 7 Stunden über die Treppen kommend durch die Gasse, über die wir gerade gerollt waren in das Ziel. Es handelte sich um den Sieger des Mallorca 5000 Skyrun. Einem 67km langen, mit 5000Hm versehenem Trailrun über 5 Tramuntana Gipfel zwischen Soller und Pollenca. Felicitacion! Großer Sport! Nach dem Zurückrollen zum Hotel stürzten wir uns noch in die durch den frischen Wind aufbrausenden Wellen des noch sehr warmen Mittelmeerwassers.

Jetzt waren es nur noch wenige Stunden bis zum Höhepunkt. Wir machten also unsere Räder Startklar für den Start am Sonntagmorgen um 06.30 Uhr und genossen noch das Abendessen, während es sich draußen am Himmel deutlich zu zog. Für den Sonntagvormittag war im Norden der Insel also Regen angesagt. Naja Abwarten, sagten wir uns. Wir bereiteten unser Kit vor und wollten eigentlich früh schlafen gehen. Im Bett lagen wir rechtzeitig, aber der Schlaf kam dann doch eher zu kurz.

Der Renntag

Der Wecker rief zum frühen Frühstück um 05.00 Uhr. Gefühlt hatte so gut wie jeder Gast im Hotel vor an der Startlinie zu stehen. Der Saal war jedenfalls schon sehr gut gefüllt. Um 05.30 Uhr, kurzer Blick aus der Tür, noch alles ruhig an der Linie. Wir machten uns startklar und verließen um 06.10 Uhr das Hotel. Heerscharen hatten sich nun eingefunden und Mark und ich kletterten durch die Hecke auf die Hauptstraße wo Marcel und Daniel bereits einen Quadratmeter Platz ergattert hatten. Carsten hatten wir am Start leider nicht gesehen. Er stand noch weiter vorn. Gegenüber der ursprünglich angedachten Startregelung aus Blöcken nach Geschwindigkeit wurde kurzerhand ein Massenstart, da dies durch die örtlichen Behörden genehmigt wurde. Also pures Chaos! Passend dazu fing es nun tatsächlich an in der immer noch herrschenden Dunkelheit zu tröpfeln, die Temperatur zeigte aber noch oder schon angenehme 19°C. Wir standen jedenfalls ohne Weste und Ärmlinge am Start und eigentlich doch ganz aussichtsreich etwa 75m hinter der Linie.

Dann gegen 06.32 Uhr endlich das Startsignal. Bewegen sollte sich aber nichts, zumindest nicht auf der Hauptstraße. Denn die linke Parkgasse, auf der sich auch das Ziel befindet, setzte sich zuerst in Bewegung. Allen Voran die Ehrenstarter um Alberto Contador, Oscar Freire, Joseba Beloki, Miguel Indurain, der World-Tour Fahrerin Mavi Garcia und nicht zuletzt in seinem ersten Radrennen nach seiner schweren Krise Jan Ullrich. So dauerte es noch weitere sieben Minuten, ehe wir uns nach der VIP-Schlange in Bewegung setzen konnten. So mussten wir also nach dem Start doch deutlich tief gehen und ich pilotierte uns 4 durch das bunt gemischte, bereits beim Start weit auseinander gerissene Feld über den feuchten Asphalt. Im Scheinwerferlicht schlängelten wir uns vorbei an den tausend Verkehrsteilern und Kreisverkehren in Richtung Alcudia. Entlang der Küstenstraße nach Port de Pollenca gegen den vom Meer blasenden Seitenwind hatten wir nun mehr Platz für eine Windstaffel, der sich dankend unzählige Fahrer, die wir überholten, anschlossen. Durch die dunkle Startphase hatte ich meine Sonnenbrille im Helm stecken. Als ich in die Führung wechselte pustete der Wind meine rechte Kontaktlinse über eine Träne davon. Das ging ja mal gut los.

In einer stärker werdenden Gruppe fuhren wir in Richtung Anstieg. Nach diesen eher hektischen ersten 27km ging es nun für die nächste Stunde stufenweise bergauf über Coll de Femenia, Kloster Lluc bis zum Tunnel am Puig Major zum höchsten Punkt auf 890m. Mark und Ich hatten uns schon vorgenommen so schnell wie möglich die 312km Strecke zu absolvieren. Eine Zielzeit zwischen 10 und 11h war unsere grobe Planung. Es hieß also an der Schwelle fahren aber nicht gleich zu übertreiben. Noch in der Dunkelheit fuhren wir auf einige Fahrer und Gruppen auf und konnten so auch mit Carsten noch kurz quatschen. In den folgenden Wellen zwischen Kloster Lluc und Aquädukt formte sich wieder eine größere Gruppe um uns herum, die wir in der nun aufgehenden Sonne bis zum Gipfel mitzogen. Die erste Getränkestation am Stausee ließen wir geschlossen aus. Wir hatten noch genug Treibstoff an Board.

Es folgte die knapp 14km lange abgesperrte Abfahrt hinunter nach Soller. Sie war ein Genuss. Zumindest für mich, da Mark es hier etwas ruhiger angehen ließ und etwa eine Minute verlor. Es folgte so gleich der nächste Anstieg (Coll den Bleda) in Richtung Deia. Ich fuhr weiter mit viel Zug auf der Kette weiter, aber in der Hoffnung, dass Mark die Lücke wieder schließen kann. Das tat er dann auch, indem er zunächst hart bis nach Deia den Abstand verkürzte, um danach noch härter (im Bereich der 5min Bestleistung) den Sprung zur weiter gewachsenen Gruppe zu schaffen. Schnaufend wie eine Dampflok und abgehackt sprechend fuhr er neben mich und ich war froh ihn wieder an meiner Seite zu haben. Unglaublich, diese Leistung. Bei Esporles trennte sich die Strecke für die 167km Runde und ein paar Kilometer weiter folgte die zweite Verpflegung, an der wir uns nun doch die Flaschen wieder füllen mussten und eine schnelle Cola genossen. Leider gab es hier kein Kohlenhydrathaltiges Getränk zum Abfüllen, sondern nur Wasser und Brausetabletten oder eben Cola oder Aquarius in Dosen.

Aus der Gruppe der Wenigen, die anhielten, waren wir auch noch die Langsamsten beim Verpflegen. Das war der Lohn der Führungsarbeit. Jetzt waren wir fast allein weiter unterwegs. Auf der Strecke wurde es auch ruhiger. Weder von vorn, als von hinten trafen wir andere Gruppen. Einzig vereinzelte Passanten und Zuschauer in den Steilküstendörfern feuerten einen an. Am Anstieg zum Coll de sa Gramola trafen wir auf eine entspannte Gruppe Spanier, welche unseren orange-blauen Trikots, durch deren scheinbare Bekanntschaft mit dem dort wartenden Fotografen, einen Platz in der Highlight Bildergalerie bescherte. Über Andratx und den Coll de n’Esteve rollten wir hinunter zur Verpflegung hinter Es Capdella. Es zeigte sich, dass ich für die ersten harten vier Rennstunden ein wenig Tribut zollen musste. Es folgten noch zwei Anstiege und mein Motor lief nur noch stotternd im oberen GA1-Tempo. Wir beschlossen ab der Verpflegung unser Tempo zu fahren, damit Mark am Gipfel den Vorsprung hat, den ich in der Abfahrt wieder aufholen könnte. Soweit der Plan. Irgendwo hier an der Verpflegung müssten wir Jan Ullrich passiert haben, was uns aber nicht bewusst war. Nachdem mich hinauf nach Galilea nun mehrere Fahrer passierten und ich leicht angeschlagen mir ein Gel drücken wollte, entlud sich der Inhalt statt in den Mund über die Garderobe. Lecker! So ging es in die Abfahrt. Da passierte es. In einer Rechts-Kehre vertraute ich dem glatten Asphalt zu sehr und rutschte mit beiden Rädern weg, zum Glück nicht schnell und weit. Es reichte aber für kleine Schürfwunden an Hüfte, Knie und Ellenbogen, so wie ein Loch in der Hose. Nachdem ich meine Utensilien von Straße gesammelt hatte und einem Rad Check ging es weiter. Da war er aber nun, dieser Tiefpunkt. Mark war weg, ein langer Anstieg und die Hälfte der Strecke noch vor mir und der Akku mindestens im Eco-Modus.

Mark machte sich aber dann doch Sorgen als ich nicht mehr auf ihn aufschloss. So wartete er auf der Passhöhe vom Coll des Grau. Ich war recht verdutzt als ich ihn dort erblickte. Dies entfachte aber wieder ein kleines Motivationsfeuer. Nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“ fuhren wir bergab als Zweiergespann im Zeitfahrmodus. Wir trafen hier vor Esporles wieder mit den Teilnehmern der 167km Runde zusammen. Die Straßen wurden wieder enger, verwinkelter und voller. Wir bewiesen uns wieder als Busfahrer und viele Fahrer buchten ein Ticket an unserem Hinterrad. Es gelang aber eine Koalition der Willigen zu schmieden, so dass wenigstens 2-3 weitere Fahrer sich an der Tempoarbeit beteiligten. Die engen Straßen und teilweise großen Geschwindigkeitsunterschiede der Teilnehmer in diesem Abschnitt forderten große Konzentration. Nach einem etwas längeren Stopp zum Flaschenfüllen in Lloseta bei bester Stimmung und Trommelklängen vergrößerte sich die Gruppe auf etwa 15 Fahrerinnen und Fahrer. In Campanet verabschiedete sich dann der Deckel meiner Trinkflasche, den ich nach dem Auffüllen nicht fest gedreht hatte. Wir mussten dann mit Erstaunen feststellen, dass die Gruppe fast geschlossen den Abzweig der 312km Runde bei Sa Pobla nahm.

Es ging über die kleinen mehr oder weniger gut asphaltierten Ackerstraßen im Zickzack weiter. Hier fand der Wind von Norden nun gute Angriffsfläche und hatte anscheinend am Vormittag einiges an Regenwolken niedergehen lassen. Es war jedenfalls nass, schlammig, windig und holperig. Das führte vor uns und hinter uns auch zu Stürzen. Die Gruppe funktionierte aber irgendwie nur so lange Mark oder ich vorne fuhren. Alle anderen wendeten ihre Führung durch konsequentes Verweigern ab. Sogar so konsequent, dass einzelne dafür die Bremse bemühten. Mark wurde es dann zu bunt und in einem welligen, winkligen Abschnitt bei Muro erhöhte er das Tempo. Das konnte ich erst nicht mitgehen, setzte aber zu meinem Erstaunen doch nach. Nachdem wir uns gelöst hatten, lief die Gruppe aber wieder zusammen. Es stellte sich heraus, dass wir die beiden führenden Niederländerinnen in unserem Schlepptau hatten, welche sich im Flachen konsequent an Position zwei bis drei aufhielten, dann aber am Anstieg zeigten, dass 4W/Kg kein Problem sind. So rollten wir leicht genervt durch die zum Teil verweigerte Hilfe zur vorletzten Verpflegung in Ariany und hielten zum Flaschenfüllen an. Einige, inklusive der Mädels fuhren auch hier weiter und waren bis ins Ziel nicht mehr zu sehen. Erstaunlich. Wie machen die das nur?

Ab hier fuhren wir jetzt mit den vier Mitstreitern weiter, welche sich auch in die Arbeit einspannten. zwei Schwaben, ein Maastrichter und ein Flame. Die letzten längeren Wellen über Wellblech und danach biss ich mich hoch und Mark bremste die Gruppe kurz ein, bis ich wieder dran war. Ein wahres Highlight war die letzte Verpflegung in Arta. Hier war durch die ringsum sitzenden Cafébesucher und Zuschauer richtig Stimmung bei An- und Abfahrt. Als Sechsergruppe hatten wir ab hier für die letzten 20km unseren Rhythmus gefunden, aber weder vor noch hinter uns gab es jemanden zu sehen. Als ob man allein auf der Strecke unterwegs ist. So groß waren die Abstände mittlerweile. Den Zielsprint sparten wir uns und rollten recht bewegt von einem großartigen Tag bei super Stimmung im Zielbereich nach 10:32:44h über die Linie. Das reichte zu Platz 43 von etwa 500 Finishern auf der 312km Runde. 1:06h hinter dem Sieger Dominic Aigner. Im Ziel trafen wir sogleich auch Carsten und Daniel wieder. Sie hatten sich unterwegs für die 225km Runde entschieden. Carsten war nach 8:35:26h als 65. im Ziel. Daniel nach 10:08h. Als wir kurz Kriegsgeschichten austauschten trafen wir auch Ulf vom Randa wieder. Er war zum Ziel gekommen und wartete auf die Ankunft von Jan Ullrich welcher nach exakt 11h durch Ziel rollte und gleich vor uns von Kameras und Zuschauern umringt wurde. Wir warteten noch überwältigt von einem ereignisreichen Tag auf die Ankunft von Marcel. Er erreichte das Ziel nach 12:18h und ließ sich zurecht von uns feiern.

Das war wahrhaftig ein gelungener Abschluss der Saison. Das Event Mallorca312 ist eine absolut lohnende Veranstaltung. Wenn auch die Informationen im Vorfeld für eine Veranstaltung dieser Größe (dieses Mal nur 4000 statt bis zu 8000 Teilnehmer) etwas dürftig sind, so funktionierte die Durchführung doch recht reibungslos. Die Landschaft und Strecke sind einmalig. Der abgesperrte Küstenklassiker MA10 von Nord nach Süd mit spektakulären Panoramen, die frei wählbaren Längen von 312km, 225km und 167km, die erstklassige Arbeit der Streckenposten, ein schickes Trikot und an allen Stationen helfende Hände für unter 100 Euro ist doch sehr fair. Einzig beim Ergebnisdienst ist man andere Standards gewohnt.

 

Erholung und Nachbereitung

Am nächsten Tag ließen wir es wieder ruhig angehen, obwohl die Beine widererwartend nicht allzu stark schmerzten. Wir bereiteten die Räder mit einer Wäsche nach, da sie zwar nicht durch Nässe von oben, aber durch die schlammigen und nassen Abschnitte bei Sa Pobla recht dreckig waren. Frisch geputzt machten wir uns mit Marcel und Daniel im M312 Finisher-Look auf eine ruhige Kuchenrunde über Campanet nach Pollenca, der sich noch Marc aus München anschloss. Sie blieben allerdings nicht lange frisch, da wir noch einen kurzen Regenschauer in Campanet abbekamen. In Pollenca freuten wir uns bei unserer bekannten Bedienung endlich etwas Gutes zu Essen zu bekommen. Da der Nachbartisch schließlich ein herrliches Sandwich auf dem Teller hatte. Als wir bestellen wollten, machte sie uns klar, dass die Küche wieder kalt bleibt. Das roch nach Masche. Wir rückten also kurzerhand einen Tisch weiter in die Nachbarpizzeria und ließen bei viel Nonsens und Spaß den vorherigen Tag Revue passieren.

Nach der Rückkehr hieß es Sachen und Räder packen und langsam Abschied nehmen. Der Rückflug ging schließlich bereits in der Früh um 07:30 Uhr. So endete ein gelungener Herbsttrip mit einem erfolgreichen sportlichen Höhepunkt.

Stefan Pigors

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